Ein blinder Fleck – Ein tiefer Blick

Der Fachbereich Kultur des Bezirksamtes Neukölln führt jedes Jahr in Kooperation mit dem Fachbereich Stadtplanung und der Aktion! Karl-Marx-Straße künstlerische Schulworkshops durch. 2018 entstand so der Dokumentarfilm „Ein tiefer Blick“. Unter dem Titel „Ein blinder Fleck“ drehten 2019 als Folgeprojekt eine fünfte und eine neunte Neuköllner Schulklasse einen Film über die Situation von Senior*innen und behinderten Menschen im Zusammenhang mit der Baustelle auf der Karl-Marx-Straße, sowie über Berufe rund um den Alltag der betroffenen Menschen.

Mit pädagogischer und künstlerischer Begleitung versetzen sich die Kinder und Jugendlichen in die Situation von Menschen, die beispielsweise nicht (mehr) gut sehen können oder für die auch kleine Stufen schon eine Herausforderung darstellen. Wie kommt man mit einem Rollator auf dem verengten Gehweg neben der Baustelle zurecht? Was bedeutet es, wenn die eigenen, scheinbar festen Orientierungspunkte wie Ampeln immer wieder verschoben werden? Oder wie ist es mit einem Gehstock auf dem unebenen Boden neben der Baustelle zu laufen? Und was heißt es überhaupt, wenn die Straße auf einmal ganz anders ist, als seit Jahren?

Während die fünfte Klasse sich vor allem mit der Perspektive der betroffenen Menschen beschäftigte und verschiedene Personen zum Interview traf, untersuchte die neunte Klasse Berufe, die in diesem Zusammenhang oft eine bedeutende Rolle spielen. Hier ging es um Fragen wie: Was bedeutet es, einen Menschen zu pflegen? Welche Aufgaben gehören dazu und welche Voraussetzungen braucht es? Wer sorgt dafür, dass Menschen, die nicht (mehr) gut selbst laufen können, von einem Ort zum anderen kommen? Wie kommen Menschen, die nicht mal eben einkaufen gehen können, an die Sachen, die sie jeden Tag brauchen?
Auf diese Weise wurden den Jugendlichen verschiedene Berufe altersgerecht nahe gebracht und ihr Blick für die eigene Berufsfindung erweitert.

Die filmischen und fotografischen Ergebnisse beider Klassen wurden zu einem gemeinsamen Film verarbeitet, der ein Gespür dafür vermittelt, was es heißt, als älterer oder beeinträchtigter Mensch mit einer so großen Baustelle zurecht zu kommen, und wie groß das Berufsfeld mit dem Ziel, den Alltag jener Menschen zu erleichtern, ist.
Der Film wurde Ende 2019 öffentlich in Neukölln präsentiert.

Team

Leska Ruppert

Preise

Lobende Erwähnung beim REC Filmfestival 2019.